Zehn Trends für das Risikomanagement der Zukunft

Das Risikomanagement steht vor großen Herausforderungen, soviel steht fest. Was genau passieren wird, lässt sich nur schwerlich vorhersagen. Einige Trends sind aber erkennbar, wenn nicht schon da.

Trend 1 – Risikogleichgewicht zwischen Anbieter und Nachfrager

Noch vor wenigen Jahren war es recht einfach und einseitig: Das Risiko lag beim Händler. Er prüfte daher die Bonität seines Kunden und bei „grüner Ampel“ konnte das Geschäft per offener Rechnung abgewickelt werden. Heute ist es deutlich komplexer. Die Risiken sind gleich verteilt. Der Online-Handel wirft auch bei Verbrauchern Fragen auf: Kommt die Ware? Erhalte ich gute Qualität oder ein Plagiat? Werden Retouren korrekt bearbeitet und bekomme ich dann schnell mein Geld zurück? Nicht umsonst ist der Kauf auf Rechnung die Zahlungsart der ersten Wahl, da man so noch einen Trumpf in der Hand zu haben glaubt. Eine Krankheit, die sich immer stärker verbreitet und Händler und Verbraucher gleichermaßen gefährdet, ist der Identitätsdiebstahl. Will der Rechnungskauf überleben, braucht er hierfür eine Lösung.

Trend 2 – B2B und B2C verschwimmen immer mehr

Neben den reinen B2C- und B2B-Shops, gibt es inzwischen auch immer mehr sogenannte hybride Shops. Also Shops mit Angeboten sowohl für Privat- als auch Firmenkunden. Diese Shops stehen aufgrund der unterschiedlichen Kundenstruktur (Unternehmen versus Privatperson) in Sachen Risikomanagement vor ganz neuen Herausforderungen. Das Risikomanagement bei diesen zwei Zielgruppen ist nicht so ohne Weiteres über einen Kamm zu scheren.

Trend 3 – Digitale Antragsstrecken durchdringen sämtliche Bereiche des Geschäftsverkehrs

Die User Experience steht im Vordergrund. Von der Bestellung über die eindeutige Identifizierung bis hin zur elektronischen Unterschrift – alles soll möglichst direkt online gemacht werden. Medienbrüche schrecken ab und sollten vermieden werden.

Trend 4 – Digitale Identität schlägt Bonität

Eine immer stärkere Rolle wird in Zukunft die digitale Identität spielen. Ist die Person, die online einkauft oder einen Vertrag abschließen möchte auch wirklich die Person, die sie vorgibt zu sein? Nur für eine Person, die eindeutig identifiziert ist, lässt sich überhaupt eine valide Bonitätsaussage treffen.

Trend 5 – Blockchain wird „ihr Problem“ bekommen und es lösen

Blockchain ist zwar in aller Munde, aber ausgeschöpft wird das Potenzial dieser Zukunftstechnologie noch lange nicht. Man sagt ihr sogar nach, sie suche ja nur nach einem Problem, damit sie endlich was lösen kann. Aber genau das könnte sich bald ändern. Gerade im Bereich der digitalen Identifizierung bzw. Digital Wallet kann die Blockchaintechnologie zeigen, was sie wirklich kann.

Trend 6 – Bonität behält ihre Bedeutung

So ganz ohne Bonitätsprüfung wird es auch in Zukunft nicht gehen. Denn der Kauf auf Rechnung ist nach wie vor eine der beliebtesten Zahlungsarten von Verbrauchern in Deutschland. Die Vorteile dieser Zahlungsart werden auch in Zukunft durch keine andere Zahlmethode so schnell zu ersetzen sein. Neben der Identifizierung kommt es dann auf die Bonität an.

Trend 7 – Bonitätsbeurteilung wird deutlich komplexer

Identitätsdaten, Bestelluhrzeit, Bestellgerät, ggf. eigene Daten des Beauskunfteten u.v.m. wird eine Rolle spielen. Dazu kommen rechtliche Rahmenbedingungen, die beachtet werden müssen. In die Bonitätsbeurteilung fließen immer mehr Daten ein und machen sie somit deutlich komplexer – aber auch deutlich differenzierter. Digitale Beziehungsketten, wie die Verflechtung von Unternehmen und Privatpersonen, werden als Bewertungsgrundlage eine immense Rolle spielen.

Trend 8 – Zeit steht nicht mehr als Verbündeter zur Verfügung

Digitale Antragsstrecken, Echtzeit-Entscheidungssysteme und Instant Delivery auf Verkäuferseite. Instant Payment und immer mehr Reize, die die Verbraucher zu schnellen und zum Teil auch unüberlegten Käufen veranlassen, auf der anderen Seite. Vieles passiert heute digital und in Echtzeit. Die Systeme müssen funktionieren und Risiken sicher erkannt werden. Denn Zeit, korrigierend einzugreifen, bleibt praktisch keine mehr.

Trend 9 – Nur Künstliche Intelligenz kann die Datenmengen der Zukunft beherrschen

Die Datenmengen der Zukunft werden explodieren. Und das wird auch das Risikomanagement betreffen. Neben der reinen Datenflut wird es aber auch komplexer. Die Anzahl der Objekte und Inhalte, die im Risikomanagement zu berücksichtigen sind, werden deutlich zunehmen. Regelwerke zur Risikominimierung, wie sie heute noch von Menschen entwickelt und überwacht werden, können zukünftig nur noch mit künstlicher Intelligenz bewältigt werden.

Trend 10 – Regulierung und Rechtsprechung werden den Überblick verlieren

Oder haben sie es bereits? Auf diesen Gedanken könnte man kommen, wenn man sich aktuelle Urteile oder das Chaos im Zusammenhang mit Themen wie EU-DSGVO oder PSD2 ansieht. Regulierung und Rechtsprechung müssen es offenbar aber auch immer allen und jedem Recht machen. Sie müssen für Wachstumsimpulse sorgen, ein freundliches Klima für Innovationen schaffen, für gerechten Wettbewerb eintreten, Verbraucher und ihre Daten schützen, Diskriminierung aufgrund der Herkunft einer Person verhindern und die öffentliche Meinung nicht total gegen sich aufbringen. Und das Ganze in einem technisch hoch komplexen, globalen, digitalen und vor allem anonymen Umfeld. Höchstrichterliche Urteile und neue Verordnungen werden uns weiterhin beschäftigen und vor große Herausforderungen stellen – auch im Risikomanagement.

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„Risiken zu managen wird in Zukunft eine deutlich komplexere Aufgabe werden. Sie wird zudem immer wichtiger, denn in unserem globalen, digitalen und vor allem anonymen Umfeld rüstet nicht nur die gute Seite der Macht auf. Das Gesamtgeschäft, also das Geschäft für alle Beteiligten, muss abgesichert werden.“

Stephan Vila
Geschäftsführer Boniversum